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Beitrag vom 21.05.2009
Melissa Laveaux - Camphor and Copper
Silvy Pommerenke
Die kanadische Newcomerin verbindet rhythmisches Fingerpicking mit einer heiseren und sinnlichen Stimme, die alle Fans von India.Arie und Tracy Chapman aufs Höchste erfreuen wird.
Die 24-Jährige ist sehr spartanisch in ihren Arrangements und legt den Fokus auf ihre Akustikgitarre, rhythmisches Klatschen und ihre unglaublich betörende Stimme. Diese Kombination ergibt eine Konzentration auf die Reduktion und vermittelt dadurch mehr Emotionen, als hätte sie eine große Band in ihrem Rücken. Erstaunlich eigensinnig ist dieses Debutalbum geraten, das so gar nicht in die Zeiten von Contemporary R`n`B und angesagtem Soul passen will. Ein wenig klingt es so, als würde Mélissa Laveaux die Zeit anhalten oder gar die Uhr zurückdrehen und präsentiert dadurch eine fast anachronistische Musik, die dennoch ganz neu und unverbraucht klingt. Ganz selten sind außer ihrer Gitarre noch Begleitinstrumente zu hören, wie beispielsweise eine Melodica, ein Kontrabass oder einige Bläser. Textlich konzentriert sie sich auf persönliche Erlebnisse und überlässt die sozialkritischen Themen lieber anderen KollegInnen, auch wenn ihre Biografie politische Themen quasi anbietet. Als Afro-Kanadierin und Tochter haitianischer Eltern bedeutete es für die in Montréal Geborene immer wieder den Spagat zwischen verschiedenen Sprachen, Kulturen und Hautfarben zu bewerkstelligen. So finden sich denn auch auf "Camphor and Copper" Songs in englischer, französischer und kreolischer Sprache wieder, die ihr hin- und hergerissen sein verdeutlichen mögen. Als Teenager suchte sie deswegen eine beständige Heimat, die sie in der Musik fand, und weil das Leben als Künstlerin nicht immer von monetärem Erfolg geprägt ist, schloss sie noch ein Studium der Sozialwissenschaften ab. Auch dies mag ihre differenzierte Persönlichkeit zum Ausdruck bringen, und dennoch klingt sie auf dem Album wunderbar ausgeglichen und stimmig.
Anspieltipps: Gleich der Opener "Scissors" überzeugt durch ihr filigranes Fingerpickung auf der Akustikgitarre und ihre raue und heisere Stimme wandelt schmeichlerisch in den Gehörgängen. Auf "Koudlo" lässt Mélissa Laveaux für ihre Verhältnisse ziemlich viel Begleitinstrumente zu, und der Kontrabass und die Melodica ergänzen fantastisch ihr Gitarrenspiel. Sehr vielfältig in ihrer Stimmfarbe präsentiert sie sich auf der Coverversion "Needle in the Hay" von Elliott Smith, und auch die Melodie ist stimmungsvoller, als bei ihren übrigen Songs. Zudem gibt es dazu auf ihrer MySpace Seite einen tollen Videoclip, der verspielt, ernsthaft und vor allem sehr kreativ umgesetzt wurde. Ganz zum Schluss erweist sie noch Eartha Kitt die Ehre, deren Song "I Want to Be Evil" sie auf wundersam spartanische Weise interpretiert.
Mélissa Laveaux im Netz: Auf MySpace
Weiterhören: Ayo. und Asa
AVIVA-Tipp: Die kanadische Newcomerin Mélissa Laveaux überzeugt mit ihrem Debutalbum durch spartanische Musikarrangements, gekonntes Fingerpicking auf ihrer Akustikgitarre und vor allem durch eine gnadenlos schöne Stimme, die nach Whiskey & Cigars klingt. Natürlich musste sie dafür nicht mit diesen Genussmitteln nachhelfen, sondern das ist ein Geschenk der Natur. Was können wir als HörerInnen manchmal für ein Glück haben!
Mélissa Laveaux
Camphor and Copper
Label: No Format, VÖ April 2009